Suche
Suche Menü

Inkasso-Anwalt – UWG anwendbar?

Geschäftliche Handlung gem. § 2 Abs. 1 Nr. 2 UWG

Einleitung

Der BGH hat zu der Frage entschieden, ob/wann ein im Inkasso tätiger Rechtsanwalt eine geschäftliche Handlung i.S.v. § 2 Abs. 1 Nr. 2 UWG darstellt (BGH, Urt. v. 18.6.2025 – I ZR 99/24).

Sachverhalt

Die Beklagte ist eine Rechtsanwaltskanzlei, die in großem Umfang Inkassodienstleistungen für Unternehmen anbietet. Sie versandte ein Inkassoschreiben an einen Verbraucher, in dem sie unter Verweis auf die Vertretung der G. Gr. GmbH angab, der Verbraucher habe einen Mietvertrag über ein Mobilfunkgerät geschlossen, aus dem ein Betrag von 164,70 EUR trotz Mahnung ihrer Mandantin unbezahlt geblieben sei. Diesen Betrag zuzüglich Verzugszinsen sowie Mahn- und Anwaltskosten forderte die Beklagte ein. Hierzu verwies sie am Ende des Schreibens unter Nennung des Betrags von 164,90 EUR auf eine Rechnung betreffend einen mit der „G. GmbH“ geschlossenen Mietvertrag. Die Rechnung belief sich auf eine Summe von 64,90 EUR. Eine „G. GmbH“ existiert nicht.

Weiterlesen

Verteilung der Haftung innerhalb der Geschäftsführung – Wie haftet der CFO?

LG Stuttgart, Urt v. 19.02.2025 – 49 O 13/23

Sind in der GmbH mehrere Geschäftsführer bestellt und gibt es eine Ressortaufteilung, beispielsweise mit einem für Finanzen zuständigen Geschäftsführer (CFO), kann dies die Frage der Haftung beeinflussen.

Haftungsmaxime § 43 GmbHG

§ 43 GmbHG regelt die Haftung der Geschäftsführer, indem zunächst einmal in Abs. 1 der Haftungsmaßstab festgelegt wird. Dort heißt es: „Die Geschäftsführer haben in den Angelegenheiten der Gesellschaft die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes anzuwenden.“ Aus Abs. 2 folgt sodann die gesamtschuldnerische Haftung, nämlich: „Geschäftsführer, welche ihre Obliegenheiten verletzen, haften der Gesellschaft solidarisch für den entstandenen Schaden.“

Gesamtschuldnerische Haftung nach § 426 BGB

Weiterlesen

Nutzungspflicht des beSt

BVerfG, Beschl. v. 23. Juni 2025 – 1 BvR 1718/24

Ohne Zugangsmöglichkeit keine Nutzungspflicht

Das BVerfG hat mit Beschluss vom 23. Juni 2025 (1 BvR 1718/24) entschieden, dass eine Steuerberaterin im Januar 2023 eine Klage beim Finanzgericht dann nicht zwingend über das besondere elektronische Steuerberaterpostfach (beSt) einreichen müsse, wenn ihr diese technische Lösung nicht bereits tatsächlich zur Verfügung stehe. Das Finanzgericht hat die damalige Klage als unzulässig abgewiesen, weil diese nicht fristgerecht in der vorgeschriebenen elektronischen Form eingereicht worden sei. Den Antrag auf Wiedereinsetzung in die Klagefrist hat es abgelehnt. Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision hat der Bundesfinanzhof zurückgewiesen.

Besonderes elektronisches Steuerberaterpostfach

Weiterlesen

Fristenkontrolle des Rechtsanwalts

BGH Beschluss vom 24.06.2025 – VI ZB 19/23

Frist zur Berufungseinlegung und -begründung

Der BGH hat seine Rechtsprechungslinie zu den Kontrollpflichten eines Rechtsanwaltes bei der Fristenüberwachung einmal mehr bestätigt (BGH Beschluss vom 24.06.2025 – VI ZB 19/23); kurzum: Die Überwachungspflicht des Rechtsanwalts, dem die Handakten zwecks Fertigung der Berufungsschrift vorgelegt werden, beschränkt sich nicht nur auf die Prüfung, ob die Berufungsfrist zutreffend notiert ist, sondern erstreckt sich auch auf die ordnungsgemäße Notierung der Berufungsbegründungsfrist.

Fristenversäumnis

Der Rechtsanwalt hat die Frist zur Berufungsbegründung versäumt. Zur Begründung hat er im Wesentlichen vorgetragen, wie die Eintragung und Überwachung von Fristen in seiner Kanzlei organisiert seien. Die konkrete Versäumung der Berufungsbegründungsfrist beruhe allein auf einem Versehen der bis dahin stets zuverlässigen Kanzleiangestellten H., nachdem diese bei Überprüfung der von der Auszubildenden S. gesetzten Fristen die Frist für die Berufungsbegründung wie diese erneut falsch (einen Tag zu spät) auf den 26. Oktober 2022 eingetragen habe. Dies hätte ihr bei Bearbeitung der auf den 19. Oktober eingetragenen Vorfrist auffallen müssen. Die Vorfrist sei von H. aber erst am 27. Oktober 2022 als erledigt eingetragen worden und nicht am 19. Oktober 2022. Am 26. Oktober 2022 sei dann aufgrund der eingetragenen Frist zur Berufungsbegründung der Schriftsatz zur Berufungsbegründung eingereicht worden.

Pflichten des Rechtsanwaltes

Weiterlesen

Wettbewerbsverstöße in der zweigliedrigen GmbH – Durchsetzung und Geltungsbereich in der Liquidation

OLG Brandenburg, Urt. v. 14.05.2025 – 4 U 40/25

Verstöße gegen ein Wettbewerbsverbot sind immer wieder Anlass gesellschaftsrechtlicher Auseinandersetzungen auch und gerade in kleineren GmbH’s. Das OLG Brandenburg war jüngst mit einem einstweiligen Verfügungsverfahren befasst, bei dem ein Unterlassungsbegehren, geltend gemacht von einem Gesellschafter der GmbH, streitgegenständlich war. Der Verfügungskläger war mit 15% an der GmbH beteiligt, der Verfügungsbeklagte hielt die übrigen Anteile mittelbar über eine Holding und war der Geschäftsführer der GmbH. Eine Besonderheit des Falles lag darin, dass sich die Gesellschaft, für die der Verfügungskläger das Verfahren als Prozessstandschafter führte, im Liquidationsverfahren befand, wobei der Verfügungskläger gegen den Auflösungsbeschluss geklagt hatte (OLG Brandenburg, Urt. v. 14.05.2025 – 4 U 40/25).

Zulässigkeit der actio pro socio in der Zweipersonen GmbH

Weiterlesen

Abmahnung eines Rechtsanwaltes

Urteil vom 18.6.2025 – I ZR 99/24

Kein Wettbewerbsverstoß bei anwaltlicher Tätigkeit für Mandantschaft

Die Angaben eines Rechtsanwalts in einem an eine Privatperson gerichteten Inkassoschreiben zum Namen seines Auftraggebers sowie zum Grund und zur Höhe der geltend gemachten Forderung stellen regelmäßig keine geschäftliche Handlung des Rechtsanwalts dar. So urteilte der BGH kürzlich (Urteil vom 18.6.2025 – I ZR 99/24).

Die Klägerin machte geltend, die von einer Anwaltskanzlei und ihrer Mandantin aufgestellte Behauptung eines Mietvertragsabschlusses sei irreführend, weil der Verbraucher kein Mobilfunkgerät bestellt habe; es handele sich um einen Identitätsdiebstahl. Der Verweis der Anwaltskanzlei auf einen Vertragsschluss mit der „G. GmbH“ sei irreführend, jedenfalls aber zweideutig und verstoße gegen die Marktverhaltensregelung des § 43d Abs. 1 Nr. 1 und 2 BRAO. Ebenfalls irreführend sei ihre Behauptung einer Zahlungspflicht in unzutreffender Höhe.

Fehlende geschäftliche Handlung

Weiterlesen

Protein-Angabe auf dem Deckel irreführend

Nährstoffangaben außerhalb der Nährwerttabelle

Einleitung

Das OLG München hat als zweite Instanz entscheiden gehabt, ob es unlauter ist, die Proteinangabe eines Lebensmittels außerhalb der Tabelle für Nährwertangaben – wie es die – vorsieht – abgebildet wird (OLG München, Urt. v. 19.12.2024 – 6 U 3363/23 e).

Sachverhalt

Die Beklagte vertreibt einen Milchreis als Fertigprodukt. Auf der Deckelfolie der Produktverpackung findet sich unterhalb der Bezeichnung „Milchreis“ die Angabe „HIGH PROTEIN“ sowie rechts neben der Bezeichnung „Milchreis“ ein sog. Werbestörer, der die Angabe „14G PROTEIN“ enthält. Auf dem Seitenetikett des Verpackungsbechers befinden sich ebenfalls die Bezeichnung „Milchreis“ und darunter die Angabe „HIGH PROTEIN“ sowie rechts neben der Bezeichnung „Milchreis“ ein Werbestörer, der die Angabe „14g PROTEIN pro Becher“ enthält. Weiter findet sich auf dem Seitenetikett des Bechers eine Nährwertdeklaration in tabellarischer Form, aus der unter anderem eine Menge an Eiweiß von 7,7g je 100 g bzw. von 14 g pro „1 Becher = 1 Portion (180 g)“ hervorgeht.

Weiterlesen

Umweltwerbung bei Flügen

Irreführende Werbung mit CO2-Ausgleich

Einleitung

Das Landgericht Köln hat über die Werbung einer Fluggesellschaft entschieden und für irreführend – und damit unlauter – gehalten (LG Köln, Urt. v. 21.03.2025 – 84 O 29/24).

Sachverhalt

Die beklagte Fluggesellschaft warb auf ihrer Website unter der Ankündigung „Jetzt nachhaltiger fliegen“ mit den Möglichkeiten „Buchen und Flug ausgleichen“ sowie „Früheren Flug ausgleichen“. In Bezug auf die unter dem Stichwort „nachhaltiger Fliegen“ beworbene zweite Möglichkeit, „Früheren Flug ausgleichen“, eröffnete die Beklagte neben dem Erwerb von SAF noch das Angebot, „CO₂-Emissionen durch Beiträge zu Klimaschutzprojekten auszugleichen“. Die Website der Beklagten enthielt u.a. eine kurze Erläuterung zu zertifizierten Klimaschutzprojekten, es wurden bespielhaft die Anschaffung von CO₂-sparenden Kochern, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und die Wiederherstellung deutscher Moorlandschaften genannt. Auf einer weiteren Informationsseite hieß es noch nach Darstellung der Zertifikate: „Alle Projekte sorgen dafür, dass langfristig entweder CO₂- Emissionen eingespart oder aus der Atmosphäre gebunden werden.“ Ferner wird ein Waldschutzprojekt erwähnt, welches die Beklagte jedoch nicht mehr unterstützt.

Weiterlesen

Bewertung von Medizinern mit Siegeln

Zulässige Werbung mit „TOP-Mediziner“-Siegel

Einleitung

Das OLG München hat sich mit der Frage befasst, wie der Leser die Verleihung des Siegels als „TOP-Mediziner“ versteht (OLG München, Urt. v. 22.05.2025 – 29 U 867/23 e). Einerseits könnten die Werbeadressaten das Siegel dahingehend verstehen, dass es (nur) auf aktuellen Testergebnissen beruht; andererseits, dass es ein unabhängiges Prüf- oder Gütesiegel ist, bei dem ein Prüfer anhand rein objektiver Kriterien die Einhaltung von Mindeststandards kontrolliert.

Sachverhalt

Der beklagte Verlag verleiht an entsprechend in den Ärztelisten aufgeführte Ärztinnen und Ärzte die Siegel „TOP-Mediziner“ und „FOCUS-Empfehlung“. Seine Bewertungskriterien hatte der Verlag selbst aufgestellt und veröffentlicht. Gegen eine zu bezahlende Lizenz können die Ärzte die vorstehenden Siegel dann werbend benutzen.

Die klagende Wettbewerbszentrale hielt das für irreführend gem. §§ 5 Abs. 1, 5a UWG und unlautere vergleichende Werbung nach § 6 Abs. 2 Nr. 2 UWG. Denn durch die werblich verwendeten Siegel würden die angesprochenen Verkehrskreise irregeführt, weil Spitzenstellungsbehauptungen aufgestellt würden, ohne dass ein dauerhafter Vorsprung aufgrund von objektiven und nachprüfbaren Kriterien vorliege. Maßgeblich seien vielmehr subjektive Kriterien wie die Bewertung durch Patienten, die Kollegenbewertung und die eigene Bewertung – was der Werbeadressat aber (insb. aufgrund der optischen Aufmachung als Siegel) nicht erkenne.

Weiterlesen

Bezeichnung als „Zahnzentrum“ bei zwei Zahnärzten zulässig

Keine Irreführung über die Größe und Bedeutung einer Zahnarztpraxis

Einleitung

Das Landgericht Offenburg (Urt. v. 12.06.2024 – 5 O 25/23 KfH) hatte zum „Zentrum“s-Begriff zu entscheiden, ob die Bezeichnung als „Zahnzentrum“, das aus (nur) zwei Zahnärzten besteht, eine Irreführung über die Größe und Bedeutung der Zahnarztpraxis darstellt. Im Ergebnis verneinte es das.

Sachverhalt

Der Beklagte betreibt zusammen mit seiner Ehefrau, die wie er ebenfalls Zahnärztin ist, eine Zahnarztpraxis, die nach außen werblich unter der Bezeichnung „Zahnzentrum X-Tal“ auftritt. Diese Praxis bietet ein umfassendes zahnmedizinisches Spektrum an. Die Ausstattung geht über eine durchschnittliche Zahnarztpraxis hinaus, weswegen gerade für die Bereiche Oralchirurgie und Kieferorthopädie häufig Patienten von anderen Zahnarztpraxen an die Praxis des Beklagten überwiesen werden.

Weiterlesen